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Die Siedler Vorschau: Ist das Spiel noch zu retten?11 min Lesezeit

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Vom 21. bis 23. Januar gab Ubisoft einigen Spieler*innen die Möglichkeit Die Siedler in einer Closed Beta zu testen. Der erste Eindruck war zwar positiv, doch ließ bereits das Menü alleine schon darauf schließen, dass es mit den wuseligen Vorgängern nicht viel gemeinsam hat. Glücklicherweise konnte ein Beta-Key ergattert werden, um die Erfahrung und Impressionen des „Age of Empires von Frankreich“ zu teilen. Alles dazu erfahrt ihr in der folgenden Die Siedler Vorschau.

Erste Eindrücke

Schon beim Start von Der Siedler Vorschau zeigt uns das Spiel die Einschränkungen der Beta auf. In den kompletten Genuss der vielen Möglichkeiten aus dem Vorstellungstrailer kommen wir noch nicht. Spielbar sind leider nur der Skirmish-Modus und drei von fünf Tutorials. Naturgemäß starten wir mit einem kleinen Gefecht gegen die KI. Es bestand auch die Auswahl direkt gegen einen anderen Spieler zu kämpfen. Dafür sollten wir uns jedoch zuerst mal mit den Grundprinzipien des Spiels auseinandersetzen.

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Die Charaktermodelle sind ziemlich niedlich gestaltet.

Das absolut schlichte Interface lässt den ganzen Bildschirm frei, um die Grafik voll auf uns wirken zu lassen. Wer nun denkt, man bekommt die süßen, kleinen – etwas pummeligen – Charaktermodelle zu sehen, die wir aus den ersten vier Teilen kennen, wird herb enttäuscht. Glücklicherweise ist es nicht so realistisch wie bei Die Siedler 5, bei denen sehr realitätsnah modelliert wurde, sondern eher ein Schritt dazwischen.

Wir werden mit einer netten Stimme in „The Shire“ begrüßt, die direkt von League of Legends importiert scheint. Nach einer wegschwenkenden Aufnahme unseres Vorratslagers und den umstehenden Siedlern beginnt gleich die Schlacht um die Rohstoffe. Wie wir es gewohnt sind, errichten wir eine Holzhütte, ein Sägewerk und einen Steinmetz. Die Träger besorgen Baumaterial und die Ingenieure hämmern los. So wie es in den nostalgischen Teilen ist.

Ressourcen und ihre Wege

Wieder stark vertreten, sind die Ressourcenwege. So geht der Weg des Eisenerzes zuerst in die Schmelze, welche auch Kohle benötigt, weiter zu einer Schmiede, bei der Eisenbarren die Form einer Waffe oder eines Hammers bekommen. Dann findet das verarbeitete Eisenerz seinen Weg in die Kaserne oder zum Gildenhaus, wo es von einem freien Träger benutzt wird. Diese vier Schritte sind auch der komplizierteste Weg. Alle anderen Ressourcen gehen entweder direkt in die Lagerhalle oder haben nur einen Zwischenschritt.

Doch bald geht uns der Raum zum Bauen aus und wir müssen expandieren. Die zwei Arten der Türme sehen nicht nur ähnlich aus, sondern besitzen auch gleiche Werte. Sie unterscheiden sich lediglich an den Kosten und der Fähigkeit, die wir aktivieren können. Über einen Button lassen wir bei einem Gebäude einen Pfeilhagel auf unsere Gegner ringsherum los, beim anderen heilen wir unsere eigenen Einheiten und den Turm selbst auf magische Weise.

Den erneuerbaren Wald abholzen

Im Grunde genommen spielt sich Die Siedler angenehm und sehr flüssig. Hier ein Häuschen, da ein Bauernhof und schon steht die kleine Wirtschaft. Interessant ist dabei die Art des Bauens. Die ganze Karte ist in Sechsecke eingeteilt. Die Gebäude sind nur in dem Raster platzierbar. Straßenbau ist wichtig, denn jedes der Häuser hat einen Eingang. Und dieser muss immer einen Weg besitzen. Ob der Weg ins Nichts führt oder bei den anderen Straßen Anschluss findet, ist vollkommen egal. Der Bonus der Straßen ist die schnellere Geschwindigkeit der Träger. Unbedingt notwendig sind sie aber nicht, da die Siedler auch ihre eigenen Wege finden.

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Straßen gehören zu Die Siedler einfach dazu.

Wer große Schlachten mit einer Auswahl an verschiedenen Soldaten erwartet ist ziemlich sicher enttäuscht. Ganze sechs unterschiedliche Einheiten gibt es. Die klassischen Bogenschützen und Schwertkämpfer sind zwei der drei Standartarmeen, die wir ausbilden können. Die dritte Waffe ist eine Hellebarde. Nur in Nuancen unterscheiden sich die beiden Nahkämpfer voneinander. In der „Shady Tavern“ können wir unser Gold und Edelsteine gegen Söldner eintauschen – und hier beginnt ein Fantasy-Aspekt. Ein weiterer Schwertkämpfer kann sich uns anschließen oder wir entscheiden uns für eine kleine Version eines Belagerungsolifanten. Dieses Tier spuckt Feuerbälle und kann damit Gebäude besser beschädigen, hat aber eine Schwäche gegen Infanterie.

Richtig taktisch ist der Kampf jedenfalls nicht. Mikrosteuerung, die wir bei einem „Age of Empires“ sehen, ist nicht wirklich notwendig. Es genügt, die ganze Armee auszuwählen und loszuschicken. Mit 30 Einheiten kann man so auch des Öfteren ganz einfach den Sieg gegen die KI erringen.

Fehler in der Die Siedler Vorschau

Hinzu kommen noch die ein oder anderen Bugs, die alles andere als nebensächlich sind. So verschwinden einfach Bäume und Häuser, wenn man nicht hinsieht. Glücklicherweise nur auf einer grafischen Ebene, funktionell sind sie noch da. Auch das Pathfinding hat so ihre kleinen Probleme. Zwar finden die Träger immer den schnellsten Weg zur Baustelle, aber bei den Soldaten und Ingenieuren kann man dies nicht sagen. Nicht oft, aber doch bemerkenswert häufig, sind manche Einheiten in den Steinen oder Sträuchern hängen geblieben.

Automatische Arbeitssuche wird bei den Ingenieuren nicht zwingend großgeschrieben. Manchen sieht man die Faulheit an, wenn sie neben der Baustelle stehen und nichts dazu beitragen, auch wenn eine Handwerkskraft benötigt wird und alle Rohstoffe vorhanden sind.

Es spielt sich alles in allem sehr einfach und macht den Anschein, als wäre Ubisoft die Kreativität komplett ausgegangen. Ein durchschnittliches Schlachtensystem, eine durchschnittliche Grafik, ein durchschnittliches Wirtschaftssystem. Es ist alles so, wie wir es schon oft davor gesehen haben.

Eine Besonderheit muss jedoch noch erwähnt werden. Auf den Karten sind verschiedene Monumente und Lager verteilt, die wir erkunden können. Für unsere Neugier erhalten wir kleine Boni als Belohnung. Einerseits mit seltenen Ressourcen, andererseits beispielsweise mit Waffen, die sich alle fünf Minuten erneut „entdecken“ lassen.

Land in Sicht! – Zukünftige Features

Die beiden gesperrten Tutorials „Explore“ und „Advanced“ lassen uns noch raten, was sich dahinter verbirgt. Wir hoffen, dass der Ingenieur abseits des Baumenüs erklärt wird. Ohne Mouse-Over-Tooltips für alles, konnten wir nur erraten, was das „Claim“ und „Survey“ bedeuten konnte. Auch finden wir dort hoffentlich, wofür die Monumente sind und was man damit alles machen kann.

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Manchmal sind die Arbeiter richtig fleißig.

Ein weiteres Feature, vor dem wir uns fürchten sollten, ist der Shop. Ob nun Ingamewährung mit dem Levelbalken des Spielers oder gar Echtgeldwährung erlangt werden kann, um sich in späterer Folge kosmetische Erweiterungen zu organisieren, kann nur gemutmaßt werden. Die Schaltfläche daneben, „Loadout“, lässt aber stark darauf schließen. Die Befürchtung für den aktuellen Zeitgeist eines „Mastery-Passes“ und den mittlerweile leider schon sehr gängigen Mikrotransaktionen ist gefährlich hoch.

In den Gefechten standen gleich drei Optionen der Spieleranzahl zur Verfügung. Das altbekannte „1 gegen 1“, „2 gegen 2“ und ein ausgegrautes und noch nicht spielbares „4 gegen 4“. Es wirkt so, als hätte Ubisoft einen kompetitiven Gedanken gefasst. Scheinbar für Teamevents, da es keine Option für ein „jeder gegen jeden“ gibt.

Onslaught – also englisch für Angriff – ist auch einer der Skirmish-Modi, welchen wir noch nicht testen durften. Die Vermutung liegt nahe, dass wir vermutlich nur Kampfeinheiten bekommen und auf dem Schlachtfeld strategisch den Gegner dezimieren müssen. Ganz nach „Total War“-Manier. Ob diese dann auch PvP oder PvE ist, bleibt vorerst ungewiss.

Was wird noch kommen?

Zu den beiden bereits spielbaren Völkern wird sich noch ein drittes dazu gesellen. Den Namen kennen wir bereits: „Jorn“. Ob diese dann im Stil eines Vikingerclans gehalten sind oder doch etwas ganz anderes, ist noch unbekannt.

Auch von der Kampagne konnten wir nichts sehen oder gar hören. Wird jedes Volk seine eigene Geschichte bekommen? Werden die Missionen ein erweitertes Tutorial sein, wo wir einzelne Gebäude nach und nach kennenlernen werden? Bekommen wir bei den ganzen versteckten Optionen noch weiteren Hafer für den Einheitsbrei oder wird dieser doch noch aufgepeppt? Wir warten gespannt.

Wertung
  • 86%
    Grafik - 86%
  • 68%
    Atmosphäre - 68%
  • 43%
    Spannung - 43%
  • 67%
    Steuerung - 67%
  • 36%
    Technik - 36%
60%

Fazit

Ubisoft hat noch einiges an Bugs bis zum Release am 17. März 2022 auszubessern. Für Freunde des Strategiespiels ist es je nachdem wie die einzelnen Zukunftsfeatures aussehen interessant, für Fans der ursprünglichen Reihe sehr wahrscheinlich ein rotes Tuch.

Die Siedler erscheint für den PC und ist über Ubisofts eigenen Spieleservice oder über den Epic Store erhältlich.

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