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Lost Words: Beyond the Page: Zauberhaftes Indie im Test5 min Lesezeit

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Lost Words: Beyond the Page. Der Name ist in diesem eigensinnigen Indiespiel Programm. Wir erkunden zusammen mit einer angehenden Schriftstellerin die eigene Fantasiewelt und verarbeiten mit Kreativität große familiäre Verluste. Warum das Spiel so besonders ist, erfahrt ihr im Test.

Eine fantastische Welt

Wir spielen ein junges Mädchen als Hauptcharakter in Lost Words: Beyond the Page. Dabei verarbeitet das Mädchen ihre Probleme mit viel Fantasie und erschafft in ihren Gedanken zauberhafte Welten. Während wir anfangs im Tagebuch starten, um die wahren Geschehnisse nach und nach zu erfahren, geschieht der eigentliche Spaß in der Fantasiewelt Estoria. Während der Schreibprozesse haben wir immer wieder die Wahl: Wir können aktiv Entscheidungen für den weitere Verlauf treffen. So haben wir in der Regel die Wahl zwischen drei verschiedenen Möglichkeiten. Das kann die Namensfindung sein, die Farbe der Klamotten oder wichtige Charaktereigenschaften.

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Ständig begleiten uns prägnante Wörter und Sätze durch die Story hinweg, die weitere Details preisgeben. Diese sind auch wichtig, denn einige Wörter besitzen Superkräfte. Per Drag and Drop können wir Dinge durch das Wort „Reparieren“ wieder aufbauen, durch „Schweben“ können wir Sachen bewegen und so weiter. So laufen wir durch die Welt von Estoria. Der Hauptgrund für die Erkundungen ist laut Geschichte das Einsammeln von Glühwürmchen. Tatsächlich schiebt sich dieses Hauptziel aber eher in den Hintergrund, weil die spannende und einfühlsame Geschichte wichtiger ist.

Ohne zu viel spoilern zu wollen: Zu Beginn erfahren wir von einem schrecklichen Verlust einer Person aus der Familie. Da dies einen harten Schicksalsschlag für unsere Figur bedeutet, wird alles dazu im Tagebuch erzählt, verarbeitet und auf die Fantasiewelt übertragen. Dabei ist nicht nur die Erzählweise und das Storytelling extrem einfühlsam. Auch die Synchronisation (englischer Ton mit deutschen Untertiteln verfügbar) ist beeindruckend authentisch gelungen.

Positivität weit und breit

Die Welt von Lost Words: Beyond the Page zeichnet sich nicht nur durch das starke Storytelling und die prägnanten Wortfetzen aus. Auch die bildliche Arbeit ist sehr gut gelungen. Detailverliebt finden wir tolle Zeichnungen vor. Besonders auffällig sind die guten Zeichnungen im Tagebuch, die sich nach und nach vervollständigen. Hier und da hätten die spielbaren Level etwas vielseitiger gestaltet sein können. Die Level wirken etwas karg und es gibt kaum Alternativwege zu erkunden.

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Dafür, dass es sich um einen Sidescroller handelt, sind die Level erstaunlich plastisch. Allerdings hakt die Kameraführung und auch Bewegungen unseres Hauptcharakters teilweise erheblich. Hieran muss man sich zunächst gewöhnen. Nach einer Zeit fällt es nicht mehr so stark auf. Dennoch wäre eine flüssigere Darstellung wünschenswert. Auch bei der Übersetzung ins Deutsche gibt es hier und da Fehler. Die musikalische Untermalung lässt hingegen kaum Wünsche übrig. Sie ist auffällig und passt sich dem Geschehen an. Startet man einen Checkpoint erneut, passt die Musik aber oft nicht mehr zu den Geschehnissen. Dies schadet der Atmosphäre stellenweise.

Auch wenn es in Lost Words: Beyond the Page nicht nur Sonnenschein gibt und wir mit vielen negativen Gefühlen konfrontiert werden, ist es trotzdem eine Art „Feelgood-Game“. Die Level sind alles andere als frustrierend gestaltet, wir bauen eine immer größere Bindung zur Protagonistin auf und feiern gemeinsame Erfolge. Wir gehen immer mit einem guten Gefühl aus dem Spiel heraus.

Kurzes Vergnügen

Es handelt sich um ein Spiel, dass den Spieler an die Hand nimmt und sich in der Erzählweise eine Menge Zeit lässt. Dies macht sich bereits durch das angenehme und intuitive Intro bemerkbar. Das langsame, nicht hektische Gameplay entspannt ungemein und trägt zu den bereits erwähnten positiven Vibes bei. Insgesamt ist die Story mit einer Spielzeit von knapp fünf Stunden relativ schmal. Am Ende der Story wurde jedoch trotzdem einiges erzählt und wir haben viel erlebt.

Lost Words: Beyond the Pages erscheint am 6. April 2021 für den PC, die Playstation 4 sowie auf der Xbox One und Nintendo Switch. Wir haben das Spiel auf der PS4 getestet. Seit fast einem Jahr gibt es das einfühlsame Adventure bereits zeitexklusiv auf Google Stadia. Verbesserte Versionen für die PS5 und Xbox Series X/S sind bislang nicht angekündigt worden.

Wertung
  • 90%
    Grafik - 90%
  • 94%
    Atmosphäre - 94%
  • 92%
    Spannung - 92%
  • 90%
    Steuerung - 90%
  • 89%
    Technik - 89%
91%

Fazit

In Lost Words: Beyond the Page erfahren wir in einem wahren „Feelgood-Game“ immer mehr über die charismatische Protagonistin und ihre emotionale Welt. Das ist spannend und unglaublich authentisch dargestellt. Es ist sozusagen ein fantastischer, spielbarer Roman. Die Mischung zwischen Fantasygeschichte und Verarbeitung von erlebten Geschehnissen im Tagebuch ist hervorragend umgesetzt.

Das Spiel könnte für unseren Geschmack technisch anspruchsvoller sein. Dies merkt man insbesondere bei kleinen Bugs oder auch der ruckeligen Optik. Allerdings hat Lost Words nicht den Anspruch perfekt zu sein und das ist als Indiespiel auch okay so. Eine etwas längere Spielzeit wäre ebenfalls wünschenswert gewesen.

Abschließend kann man das Spiel nur loben. Die technischen Mängel sind „Meckern auf hohem Niveau“. Lost Words ist ein optisch sowie spielerisch brillanter Indietitel. Eine Fortsetzung? Gerne!

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