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In Sound Mind Vorschau: Das etwas andere Horrorspiel9 min Lesezeit

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Was passiert, wenn man Rorschach-Tests, Amnesia: The Dark Decent und ein fast fünf Millionen Euro starkes Musikprojekt von Youtube miteinander verbindet? In Sound Mind ist ein psychologisches Horrorspiel des Studios „We create Stuff“. Die musikalische Unterstützung erhält das Spiel von „The Living Tombstone“. Es erscheint für PC, Playstation 5, Xbox Series X und S. Später ist eine Veröffentlichung auf der Nintendo Switch geplant.

Erster Eindruck

Wir wachen in einem düsteren und feuchten Keller, ohne jegliche Erinnerung wie wir überhaupt dorthin gekommen sind, auf. Einigen von uns kommt das schon sehr bekannt vor. Nachdem wir den Müllraum hinter uns gelassen haben, werden wir gleich mit dem ersten Problem konfrontiert. Eine geschlossene Tür, die uns dazu zwingt, die Seitengänge zu durchsuchen. Wir werden zum ersten Mal mit einer Flüssigkeit konfrontiert, die aus Fässern fliest und in grellbunten Farben schimmert. Das Gas, welches daraus aufsteigt, ist für uns giftig und zeigt unsere Sterblichkeit. Bei unserer Erkundung finden wir sowohl den Schlüssel für die Tür, als auch unseren ewigen Begleiter für den Rest des Spiels – eine Taschenlampe.

Hinter der verschlossenen Tür wartet bereits das nächste Problem. Der Fahrstuhl in die oberen Stockwerke ist kaputt und wir müssen eine neue Sicherung finden. Wie üblich finden wir im Keller eines Wohnhauses die Waschkühe und den Sicherungsraum vor. Bis dahin ist alles noch recht angenehm und normal. Was zusätzlich den Schwierigkeitsgrad erhöht sind verschiedene Gaslecks in manchen Räumen.

Neugierig?

Nachdem die Sicherung ausfindig gemacht wurde und in den Fahrstuhlboden von unten installiert wurde, beginnt der restliche Spuk. Durch einen kleinen Lüftungsschacht gelangen wir wieder zurück zur Waschküche, doch nicht ohne Begrüßung. Am Boden liegend wartet ein Zettel auf uns. Unüblich sind solche nicht, da wir hin und wieder auch Zettel des Hausmeisters finden, die Instruktionen oder Kommentare für die Bewohner beinhalten.In_Sound_Mind_Screenshot_1

Dieser hingegen ist anders. Auf einem linierten Papier steht „Nosy, aren’t we?“ [Wir sind neugierig, oder nicht?], strahlend bunt wie die Gase, die wir vorhin gesehen haben.

Auch ist vor dem Lift ein Zettel in gleicher Schrift, auf dem vor den oberen Stockwerken gewarnt wird und das man es sich doch lieber im Keller gemütlich machen solle. Abenteurer wie wir sind, steigen wir dennoch ein und fahren in das zweite Stockwerk, welches uns mit einem langen und nur teilweise beleuchteten Gang begrüßt. Am anderen Ende wartet eine Katze auf der Fensterbank auf uns. Der Blick aus dem Fenster zeigt uns die restliche Umgebung und im Himmel ist ganz groß das Logo des Spiels zu sehen. Damit beginnt In Sound Mind.

Spielgefühl

Auf grafischer Ebene ist In Sound Mind ein wahrer Hingucker. Das Design der einzelnen Orte, in denen wir uns fortbewegen, ist sehr stimmig zueinander. Zusätzlich zu kleineren Details wie leeren Dosen, Asphaltbrocken und Einkaufswagen bieten die Zettel und Notizen eine weitere Tiefe zum gesamten Spielgeschehen und was abseits der Kamera passiert ist.

In allen Gebieten, in denen wir uns befinden, sehen wir viele Dinge, die wir schon fast als generisch sehen würden. Ein Büro mit Schreibtisch, Bücherregalen und extravagantem Teppich. Ein Appartement mit kleiner, aber unaufgeräumter Küche, ein Supermarkt mit Schaufensterpuppen, eine Fleischerei und mehr. Dieses Generische hat jedoch im Gesamtbild eine ganz andere Wirkung. So wirkt es vertraut. Und Vertrautes kann noch zusätzliche Angst beziehungsweise eine gewisse Furcht hervorbringen, wenn es sich nicht so verhält, wie wir erwarten würden.In_Sound_Mind_Screenshot_3

Je weiter wir im Spiel voran schreiten, umso mehr decken wir die Geheimnisse auf, die sich rund um das Gebäude abspielen. Nach dem Finden und Abspielen der ersten Kasette erscheint auf dem Schreibtisch unsere weiße Katze Tanja, die sogar gestreichelt werden kann. Abgesehen von dem etwas zerzaustem Modell ist dies ein kurzes aufschnaufen, da wir ständig unter Spannung standen, was denn als nächstes passieren würde. Die einzigen Zusammentreffen mit unserem vermeindlichen Widersacher waren nur über diese kleinen verteilten Notizen. Tanja gibt uns den Knopf für den Lift in den 1. Stock und am Gang dorthin läutet ein Telefon.

Spieltechnische Anmerkungen

Im Keller hat sich der Hausmeister eine kleine Werkstatt eingerichtet und wie sicher einige SpielerInnen wissen, bedeutet das auch, dass diese uns ermöglicht, Dinge herzustellen. Aber ganz anders, als in einigen anderen Horrorspielen, wird diese Werkbank wirklich nur für ein einziges Rezept benötigt.

In den einzelnen Regionen sind verschiedene Pillen versteckt, die uns aufbessern. Dies kennt man von einigen Spielen schon, aber in In Sound Mind bringt nur jede dritte Pille des selben Typs eine Aufwertung der dazugehörigen Eigenschaft. Diese sind Leben, Ausdauer, Heimlichkeit und Geschwindigkeit. Gefühlt machen sie jedoch wenig Unterschied.

Auch nett: Die auffindbaren Notizen und Schriftstücke können wir in vereinfachter Form lesen. So wird die Notiz zwar in der Mitte des Schirms abgebildet. Es kann mit einem Tastendruck aber eine „Nur-Text“-Version abgebildet werden, welche das Lesen um einiges erleichtert.In_Sound_Mind_Screenshot_2

Zwei kleinere Spielfehler sind während des Spielens aufgefallen. Ob dies nun mit der Engine zusammenhängt oder andere Gründe hat, ist unklar. Der erste Fehler findet sich im Lift wieder. Wenn er sich bewegt und man die „Sprinten“-Taste gedrückt hält, wird die Ausdauer verbraucht. Das Spiel nimmt an, man würde tatsächlich sprinten.

Das Zweite, das mir aufgefallen ist, sind die Kollisionen der Einkaufswagen. Wenn man sie brav zurück zu den anderen schieben möchte, versuchen sie wehement zu flüchten und es kann passieren, dass man sogar selbst mitgerissen wird.

Die Puzzles

Es ist schwierig über Rätsel zu schreiben, ohne gleich die Lösung zu verraten. So gibt es viele bekannte Prinzipien wie zum Beispiel „leg diesen Schalter um und die daneben schalten sich in die andere Richtung“ oder „du bist eingesperrt, finde den Schlüssel bevor die Zeit abläuft“. Auch hier haben wir wieder dieses vertraute Gefühl, es schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Jedoch eingefangen in den Rest der Atmosphäre kommen ganz andere Gefühle hoch.

Eines der schöneren Rätsel ist jenes vom Puppenhaus, bei dem man vier Puppen suchen muss, die sich im ganzen Gebäude verteilt haben. Anschließend müssen wir sie dann an die richtigen Positionen des Puppenhauses aufstellen. Wo welche Puppe zu finden ist und wohin sie zu stellen wäre, ist auf einem Zettel mit kindlichem Schreiben zu lesen. Einen zusätzlichen Reiz erhält es dadurch, dass es in Reimen geschrieben ist.

Atmosphäre und Sounddesign

Leise tropfende Rohre, knisternde Neonröhren und düster wirkender Wind, der draußen durch die Bäume weht. Dies alles hat In Sound Mind nicht und man merkt auch nicht, dass es fehlen würde.  Es bedient sich eher an einer nur schwer zu beschreibenden Soundkulisse. Es ist weniger eine „Ins Gesicht-Atmosphäre“, bei der uns das Spiel gewisse Gefühle aufdrücken will, sondern eine eher subtile Art und Weise, gewisse Emotionen zu suggerieren. Dies merkt man vorallem, wenn man sich zum Beispiel ein paar Appartementnummern oder die Schaufensterpuppen anschaut. Vorallem letztere können mit ihren gestellten Gestiken schon fast als NPCs gelten.

Wertung
  • 89%
    Grafik - 89%
  • 95%
    Atmosphäre - 95%
  • 95%
    Spannung - 95%
  • 85%
    Steuerung - 85%
  • 76%
    Technik - 76%
88%

Fazit

Wer sich gerne gruselt und nicht wirklich auf die klassischen Jumpscares steht, sollte sich überlegen dieses Spiel zu beschaffen. Überraschungsmomente sind garantiert und unerwartetes steht auf der Tagesordnung.

Die einzelnen Rätsel sind sehr gut in die Umgebung eingebaut und wirken nicht künstlich Aufgesetzt. Es fängt einem mit Musik, Geräuschkulisse und Grafik in die Atmosphäre ein und lässt bis zum Schluss nicht mehr los. Spieltechnisch ist es jedoch eher auf der simpleren Seite, aber nicht minder spannend. 

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