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Slay the Princess: Test einer schaurig-schönen Visual Novel6 min Lesezeit

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Der Name ist Programm. In herkömmlichen Spielen retten wir normalerweise immer jemanden aus den Klauen einer bösen Macht und dabei die Welt. Doch im zweiten Spiel von Black Tabby Games wird der Spieß umgedreht. Unser Test zu Slay the Princess.

Der erste Durchlauf in Slay the Princess

Wir starten am Fuße eines kleinen Hügels. Eine sanfte Erzählerstimme spricht mit uns und erklärt, was wir zu tun haben. Wir gehen hinauf zu einer Hütte. Dort ist ein Tisch mit einem Messer, welches wir nehmen. Damit gehen wir in den Keller, wo die Prinzessin angekettet auf uns wartet. Wir töten die Prinzessin und die Welt ist gerettet.

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Slay the Princess spielt mit farblichen Akzenten.

Verwundert stellen wir uns selbst die Frage, mit wem wir eigentlich reden. Doch können wir dem Erzähler andere, wichtigere stellen. Wer sagt, dass sie böse ist? Wird sie die Welt zerstören, weil sie eingeschlossen ist? Und was bedeutet überhaupt die Welt zerstören? Auf jede Frage weiß der Erzähler eine Antwort. Also gehen wir unserem Schicksal nach. Die Stimme des Helden schaltet sich ein und hinterfragt den ganzen Grund. Es sei so absurd, meint die Stimme.

Einsam steht das Häuschen da, das eigentlich nichts anderes ist als vier Wände und ein Dach. Wir nehmen den Dolch in die Hand und steigen in den Keller hinab. Als wir die Tür öffnen, ruft uns die Prinzessin schon entgegen. Wir müssen sie töten, darum reden wir nicht mit ihr, auch wenn sie uns die ganze Zeit über ein wenig ärgert.

Ohne mit der Wimper zu zucken, stürmen wir auf sie zu, jagen ihr die Schneide in die Brust. Mit ihrem letzten Atem fragt sie uns, ob wir wirklich glauben, dass dies das Ende von ihr sei. Langsam erlischt das Lebenslicht aus ihren Augen und wir können beruhigt nach oben gehen. Als wir die Tür nach draußen öffnen, erstreckt sich eine ewige Leere anstelle eines Waldes. Wir sind allein und fernab jeglicher Zivilisation. Der Erzähler versichert uns, dass dies unser Preis sei. Wir sind im Nichts und glücklich. Doch es ist noch lange nicht das Ende.

Die Entscheidungen – Gameplay

Kein Durchlauf ist wie der vorige und wir könnten noch ein Beispiel bringen für den zweiten Durchlauf, doch wir wollen von diesen großartigen Storys nicht zu viel verraten. Schon beim ersten Mal stellen sich diverse Fragen, die auch nur zum Teil beantwortet werden können. Es herrscht viel Spekulation und regt zum Überlegen an.

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Bei den Zeichnungen wurde sich sehr viel Mühe gegeben.

Je nachdem, wie wir uns entscheiden, verändert sich der nächste Durchlauf. So kann es auch passieren, dass wir von einer Version absichtlich oder gar unabsichtlich in die andere Version und wieder zurück wechseln. Das kann zu der ein oder anderen Verwirrung führen. Doch wenn wir eine Möglichkeit auswählen, die uns nicht bekannt vorkommt, können wir aus diesem Kreis einfach ausbrechen.

Was jedoch dieses Problem ein wenig maskieren kann, ist das Einschalten von den verschiedenen zusätzlichen Stimmen. Die Prinzessin und der Erzähler sind immer da, doch können sich auch Bruchstücke unserer selbst in Form von Stimmen verwandeln, die uns begleiten.

Immer neue Welten

Es ist jedoch erstaunlich, wie viele Möglichkeiten und Kombinationen sich mit der Zeit geben, ohne dass es allzu bekannt vorkommt. Bei jedem neuen Starten ist es ein Rätsel, welchem wir weniger vertrauen können. Ganz überzeugen kann nie jemand und es liegt in unserer Krallenhand, wo und ob wir den Dolch in eine Brust jagen. Der Erzähler und die Stimmen bleiben jedes Mal ihrer eigenen Agenda treu und brechen selten aus ihrer Rolle heraus. Die Prinzessin jedoch hat mehrere Persönlichkeiten, die alle unterschiedlich agieren.

Aus technischer Sicht hat Slay the Princess einiges an Features parat für mehrmaliges Durchspielen – einerseits altbekanntes Schnellspeichern und -laden, aber auch eine Funktion zum Überspringen schon bekannter Sequenzen. Diese kann auch in den Optionen eingestellt werden, wie weit übersprungen wird.

Die Bilder, durch die wir begleitet werden, erscheinen auch in einem wunderschönen Zeichenstil. Farbe wird fast nie benutzt, um die Intensität der Emotion des Gegenstandes hervorzuheben. Alle Illustrationen passen wunderbar zusammen und könnten Bild für Bild ihre eigene Geschichte erzählen.

Wertung
  • 86%
    Grafik - 86%
  • 95%
    Atmosphäre - 95%
  • 93%
    Spannung - 93%
  • 100%
    Steuerung - 100%
  • 91%
    Technik - 91%
93%

Fazit

Verliert euch in einer Welt, bei der ihr oft genug die Illusion einer Wahl habt. Es gibt keine falschen Entscheidungen, keine moralisch gewichteten Enden oder eine Strafe. Slay the Princess ist im Herzen ein psychologischer Horror, wenn man sich darauf einstellt und kann wie ein Visual Novel Rogue Like gespielt werden.

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